FAQ's
Dr. med. Eckart von Hirschhausen
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Medizin und Humor zu verbinden ist mein Lebensthema, sowohl in der Forschung, als auch in der praktischen Anwendung in der Psychotherapie für Erwachsene und durch Clowns im Krankenhaus für die Kleinen. Ich habe die Stiftung Humor Hilft Heilen gegründet, da ich mit steigender Prominenz überregional diese Ideen voranbringen kann. Konkret möchte ich auch etwas für die sinkende Motivation meiner Arztkolleg:innen und Pflegekräfte tun. Ich habe mit „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ und „Glück kommt selten allein“ die erfolgreichsten Sachbücher 2008 und 2009 geschrieben. Damit hatte niemand gerechnet – ich auch nicht. Und da dachte ich, halt’ dich doch an das, was du weißt: Geld macht glücklich – wenn man es für andere ausgibt. Deswegen habe ich die Stiftung Humor Hilft Heilen gegründet.
Unsere Mission ist es die heilsame Stimmung im Gesundheitswesen zu fördern und modernes psychologisches Wissen in die Praxis und Pflegeschulen zu bringen. Humor Hilft Heilen hat im Jahr 2008 angefangen, den Einsatz von Clowns in Krankenhäusern zu unterstützen.
Inzwischen bieten wir darüber hinaus Workshops für Pflegeteams, ein Ausbildungskonzept für Pflegeschüler:innen an, um sie für für Seelenhygiene und Kommunikation zu sensibilisieren.
Das dritte Segment sind Forschungsprojekte um die heilsame Wirkung des Humors zu evaluieren. Denn wir sind überzeugt: Humor Hilft Heilen! Das kann jede:r selbst bei sich ausprobieren.
Humorinterventionen funktionieren auch bei Erwachsenen, nicht mit Clowns aber mit Trainings, die wir bei Schlaganfallpatient:innen und Herzpatient:innen gerade untersuchen. Lachen hilft gegen Schmerzen.
Das kann jeder selbst ausprobieren: Hauen Sie sich mit einem Hammer zweimal auf den eigenen Daumen, einmal alleine und dann noch einmal in Gesellschaft. Sie spüren den Unterschied. Alleine tut es lange weh. Wenn ich mit anderen lachen kann, lässt der Schmerz nach. Deshalb sollte niemand mit Schmerzen lange alleine sein und etwas zu lachen haben. Inzwischen sind Clowns auch sehr erfolgreich in der Altenpflege. Gerade wenn sie Musik einbeziehen, erreichen sie auch bei dementen Menschen eine Stimmungsverbesserung. Wer es genauer wissen möchte, findet auf unserer Homepage weitere Informationen.
Waren Sie auch mal als Klinikclown unterwegs?
Sollte das Klinikpersonal einen Clowns-Kurs machen?
Unbedingt. Für die Atmosphäre auf Station untereinander und für die Beziehung zu kleinen und großen Patienten spielt Humor und Spontaneität eine große Rolle. Vieles davon lässt sich lernen und einüben. Es geht nicht darum, sich zu verstellen – ganz im Gegenteil. Die Wahrheit und die Situation sind oft viel komischer, wenn man sich traut damit umzugehen. Humor heißt nicht, sich und den anderen nicht ernst zu nehmen. Sondern den Stress, der natürlich dort herrscht, wo Menschen unter bedrohlichen Umständen zusammen kommen, erträglich zu machen.
Wir haben deshalb ein Workshop-Konzept für Pflegeteams sowie ein Curriculum für Pflegeschulen entwickelt, wo diese Themen, die in der Ausbildung häufig zu kurz kommen, von unseren Trainer:innen vermittelt werden.
Was hilft denn im Krankenhaus noch – außer Medikamenten, Pflege, Operationen, Ärzten und Clowns?
Ein einschneidendes Erlebnis kam, als ich vor seelisch gestörten Kindern in München auftrat. Ein Junge litt unter „selektivem Mutismus“, d. h. er konnte einfach nicht mehr sprechen – über Wochen. Beim Mitzaubern „vergaß“ er ganz seine Störung und schrie aus vollem Hals mit allen anderen Kindern mit. Als mir das der Arzt später erzählte, ahnte ich das erste Mal, dass Humor auch helfen kann zu heilen. Das ist über 10 Jahre her, aber ich habe es nie vergessen und es motiviert mich heute noch, Lachen ernst zu nehmen – so komisch es klingt.
Woody Allen hat einmal gesagt: Ich möchte nicht im Andenken der Nachwelt weiterleben, ich möchte in meinem Appartement weiterleben!
Stifter wollen Beides! Die Idee einer Stiftung ist im wahrsten und besten Sinne konservativ: man versucht etwas über die Zeit zu bewahren, was einem wichtig ist. Das kann man aus verschiedenen Gründen wollen. Vielleicht weil man von seiner eigenen Bedeutsamkeit sehr überzeugt ist, oder weil man an etwas glaubt, was größer ist, als das eigene Ego. Mischungen sind möglich. Darin liegt aber auch eine verborgene Komik. Wir kommen aus Staub, wir werden zu Staub. Deshalb meinen viele Menschen, es muss im Leben darum gehen, viel Staub aufzuwirbeln.
Der Ewigkeit können wir kein Schnippchen schlagen. Was wir jedoch können ist der Jetzt- und Nachwelt einen Impuls geben, das ist doch schon etwas.
„Gutes tun“ klingt so unsexy, „Gutmensch“ schnell nach Versager. Und gerade Intellektuelle ergehen sich oft in einem lähmenden Zynismus – überall Durchblicken, aber nichts ändern. Deshalb verdient jede:r Respekt, der sich engagiert, gegen alle Widerstände, Zweifel und inneren Schweinehunde. Eine der schönsten Ergebnisse der Glücksforschung ist: Wer sich für andere einsetzt, lebt länger! Bis zu sieben Jahren werden einem geschenkt, wenn man sich engagiert. Wer Sinn empfindet, sich gebraucht fühlt und das Gefühl hat, zu etwas beizutragen, was über ihn hinaus weist, ist dadurch glücklicher und gesünder. Es gibt bis heute kein Medikament oder keine Operation, die einen derartigen Effekt erzielt.
Humor ist nichts Oberflächliches, sondern eine tiefe Einsicht in die Widersprüchlichkeit der Dinge. Beim Fundraising gibt es inhärente Widersprüche: Was ist ein guter Zweck wert? Ist der eine gute Zweck besser als ein anderer? Wie kann man sich zwischen Armutsbekämpfung und Denkmalpflege, Leben retten und Leseförderung ethisch entscheiden? Und warum arbeiten viele Stifter, die denselben Zweck verfolgen, nicht viel besser zusammen? Warum werden so wenige Projekte vernetzt und längerfristig evaluiert? Wie kann man Effekte messen? Ein echtes Dilemma im sozialen Sektor ist die Bezahlung. Das gilt nicht nur für traditionell zu schlecht bezahlte Lehrer, Erzieher und Krankenschwestern, sondern auch für Geschäftsführer von gemeinnützigen Einrichtungen. Pfiffige Leute sind immer Mangelware und entsprechend teuer. Wenn ein begabter Mensch in der Industrie 300.000 Euro und mehr verdienen kann und davon 100.000 Euro spendet gilt er als Wohltäter, und hat immer noch 200.000 Euro zur Verfügung. Wenn der gleiche Mensch seine Begabung und Arbeitskraft im sozialen Bereich einsetzt, erreicht er schwerlich die 100.000 Euro, wird er weniger bewundert, fast schon belächelt. Was müsste eigentlich passieren, damit die Leistungsträger nicht erst nach der Pensionierung, der fünften Million oder dem dritten Burn-out darüber nachdenken mal „etwas Sinnvolles“ zu machen?
Die Öffentlichkeitsarbeit ist auch immer in einem Dilemma. Als edel gilt, wer um sein Engagement kein Aufheben macht. Mitglieder und Geld bekommt man aber nur (wenn man nicht selbst schon reich oder mit reichen Freunden gesegnet ist), wenn man sein Anliegen auch bekannt macht. Wie kann man so leise trommeln, dass es alle hören? Das ist doch eigentlich komisch: Man möchte in den Himmel kommen, aber auch in die Zeitung!
Niemand, der mich kennt. Ein guter Teil meiner Arbeit findet hinter den Kulissen statt. Da ich noch bei der Bahnstiftung, der Bundesligastiftung, dem gemeinnützigen Analyse- und Beratungshaus PHINEO und der Krebshilfe aktiv bin, kann ich oft spartenübergreifend Menschen und Ideen verknüpfen, was mir viel Freude bereitet. Ich habe den Ort der Begegnung für das Bürgerfest des Bundespräsidenten mit vorbereitet, um den ehrenamtlich Engagierten über das Gartenfest hinaus noch Wertschätzung und „Input“ mitzugeben. Zudem habe ich an einer öffentlichen Kampagne von Regierung und Ländern zur Ersten Hilfe und Reanimation mitgearbeitet. Ist das seriös genug?
Jon Kabat-Zinn, der Begründer der Achtsamkeitsmediation, sagt: „Solange Du atmest, ist mehr an Dir gesund als krank“. Gerade durch Krisen, Schicksalsschläge und Krankheiten wachsen Menschen oft über sich hinaus. Schauen Sie Filme an wie „Ziemlich beste Freunde“ oder „Das Leben ist schön“. Das Leben hört nicht auf komisch zu sein, wenn wir sterben. So wenig wie es aufhört ernst zu sein, wenn wir lachen. Über eine theoretische Situation zu reden, ist etwas ganz anderes, als sie selbst zu erfahren. Das ist der große Wert von Selbsthilfegruppen oder „peer-to-peer councelling“. Jemand, der gerade ein Bein verloren hat, trifft jemanden, dem auch eine Gliedmaße amputiert wurde, aber schon vor zwei Jahren. Der ehemalige Patient weiß viel besser als jeder Psychologe, wie man sich in der Misere fühlt und was helfen kann, darüber hinaus zu schauen. So kann man für sich selbst zum Experten werden, indem man von anderen lernt. Und man merkt, dass man nicht alleine ist.
Positive Gemeinschaftserlebnisse wie Konzerte, Public Viewing oder auch Live-Kabarett erleben eine unglaubliche Renaissance. Ich lache gern und viel – zum Beispiel bin ich ein sehr großer Loriot-Fan. Aber in Deutschland gibt es noch unglaublich viele andere gute Komiker und witzige Autoren, die man am besten live auf der Bühne und nicht „nur“ im Fernsehen erlebt.
Zugunsten meiner Stiftung habe ich mit Hellmuth Karaseck, Jürgen von der Lippe, Guido Cantz, Ralph Caspers und Willi Weitzel die besten Witze als Live-Hörbuch aufgenommen unter dem Motto „Ist das ein Witz“. Also, wer in Deutschland nichts zu lachen hat, ist selbst schuld! Wir können uns halt nicht selbst kitzeln. Aber sich gegenseitig mit unseren Launen anstecken, das geht – am besten mit guter!